„Das Kind muss mehr Lesen üben…“ - Lautlesezeit! Ich zeige dir, wie es richtig geht.

Wenn du auf meinem Blog gelandet bist, interessiert dich sicher, wie du dein Kind beim Lesen unterstützen kannst – vor allem, wenn von Lehrkräften schon öfter das Thema aufkam, dass mehr Leseübung nötig ist. Vielleicht denkst du: “Ja, ich weiß. Aber meinem Kind fällt das so schwer und es findet Lesen einfach doof.” Genau hier setzt der Gedanke der Lautlesezeit an – sie ist für Kinder mit Leseschwierigkeiten enorm wichtig. Doch wie setzt man das um, wenn man keine klare Anleitung hat? Es allein dem Kind zu überlassen und es zu drängen, ist sicher nicht der richtige Weg.
Stell dir vor, du solltest einen speziellen Kuchen backen, kennst aber weder die Zutaten noch das Rezept. Das Ergebnis wäre wohl kaum zufriedenstellend. Diese Situation lässt sich gut mit dem Leseübungsprozess vergleichen. Es geht nicht darum, Druck auszuüben, sondern darum, mit den richtigen “Zutaten”, etwas Verständnis und der richtigen Umsetzung ans Werk zu gehen.

Echolesen

Zutaten:

• Ein Buch, das sowohl dem Leseniveau als auch den Interessen deines Kindes entspricht.
• Ein Lese-Lineal oder -Stäbchen zur besseren Fokussierung.
• Ein ruhiger Ort mit guter Beleuchtung.

Anleitung:

1. Echolesen: Ein Elternteil liest vor und führt dabei den Finger unter dem Text entlang. Das Kind folgt dieser Bewegung und markiert Wörter, die es schwierig findet. (Textmarker* oder Haftnotizpfeile*)
2. Festigung von unsicheren Wörtern: Schwierige Wörter werden auf Karteikarten geschrieben und separat geübt, bevor das Kind selbst den Text liest. (Karteikarten*)
3. Wiederholung ist der Schlüssel: Nach der Einzelübung liest das Kind den Text oder Absatz so lange, bis es ihm fehlerfrei gelingt. Danach wird der Text noch einmal (Vorzugsweise mit etwas Zeitabstand) wechselweise gelesen, um das verständnisvolle Lesen zu üben.
4. Richtiges Feedback geben: Wenn das Kind ein Wort falsch liest, soll ihm das korrekte Wort vorgesagt werden. Wichtig ist dabei, dem Kind die Chance zur Selbstkorrektur zu lassen, bevor eingegriffen wird.
Tipps für unmotivierte Leser

Wenn dein Kind wenig Interesse am Lesen zeigt, versuch, den Fokus zunächst nur auf die schwierigen Wörter zu legen, statt es den gesamten Text wiederholend vorlesen zu lassen. Diese Herangehensweise kann die Motivation steigern. Auf meinem Facebook- und Instagram-Account findest du viele Ideen, wie du mit Lesekarten spielerisch das Lesen fördern kannst. Dieses Spiel lieben alle Kinder!

Wie lang soll eine Übungseinheit sein?

Es kann schwierig sein zu entscheiden, wie viel Leseübung angemessen ist. Hier eine flexible Richtlinie, basierend auf dem Schuljahr und der Nutzung eines DIN-A5-Buches oder eines leicht größeren Formats mit Schriftgröße 12 bis 14:

• 1. Schuljahr: Ca. 30 Wörter / ein Absatz
• 2. Schuljahr: Ca. 50 Wörter / eine halbe Seite
• 3. Schuljahr: Ca. 100 Wörter / eine halbe bis dreiviertel Seite
• 4. Schuljahr: Ca. 150 Wörter / eine ganze Seite
• 5. Schuljahr: Ca. 200 Wörter / eineinhalb Seiten

Diese Vorgaben sind lediglich Richtwerte und sollten an die individuellen Fähigkeiten und die Tagesform deines Kindes angepasst werden. 

Durch gemeinsames Lesen und die richtige Unterstützung kannst du deinem Kind helfen, Leseschwierigkeiten zu überwinden und sogar Spaß am Lesen zu finden. Mit Geduld und den passenden Strategien wird das Lesen keine unüberwindbare Hürde mehr sein, sondern eine gemeinsame Entdeckungsreise.
Notfallplan (Nicht so effektiv wie mit einer realen Person, aber eine wesentlich bessere Alternative, als ganz auf die Übung zu verzichten):

Falls Eltern selbst nicht gut lesen können, ist es eine gute Option, auf Hörbücher zurückzugreifen. Das Kind kann sich den Text über ein Hörbuch anhören, während es im passenden Buch mitliest (Beispiel*). Diese Methode ändert nichts an der üblichen Vorgehensweise: Das Kind übt später das Vorlesen vor den Eltern, nur der initiale Vorleseprozess erfolgt durch das Hörbuch statt durch die Eltern.
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