Klatscht oder hüpft dein Kind noch die Silben?

In vielen Schulen wird Kindern im Anfangsunterricht beigebracht, Silben zu klatschen oder zu hüpfen, um das Lesen und die Rechtschreibung zu unterstützen. Doch bei Kindern mit Lese-Rechtschreibschwierigkeiten kann diese Methode mehr schaden als nützen. Warum? Weil die Pausen, die durch das Klatschen oder Springen entstehen, den Fokus des Kindes viel zu stark auf die Silben und deren Trennung lenken – und dabei das Erfassen der Wortstruktur stören.


🧠 Warum stören Silbenklatschen und -hopsen?

Beim Silbenklatschen wird jede Silbe durch ein Klatschen unterbrochen, und beim Silbenhopsen machen die Kinder bei jeder Silbe einen Sprung nach vorne. Diese Unterbrechungen schaffen Pausen, die es den Kindern schwer machen, das Wort als Ganzes wahrzunehmen. Kinder mit Lese-Rechtschreibschwäche legen dann ihren Fokus fast ausschließlich auf die Silben und verlieren die Wortstruktur aus den Augen. Das führt dazu, dass sie später beim Lesen große Schwierigkeiten haben können.

Der Sinn des Silbensprechens besteht darin, dass Wörter in kleinere, leichter zu verarbeitende Einheiten zerlegt werden. Dies ist ein wesentlicher Bestandteil der phonologischen Bewusstheit, die eine Grundlage für das Lesenlernen bildet. Allerdings reicht es nicht aus, die Silben nur isoliert wahrzunehmen. Entscheidend ist, dass Kinder lernen, die Silben in eine flüssige Wortstruktur zu integrieren, ohne den Lesefluss ständig zu unterbrechen.


📚 Silben – Mehr als nur kleine Bausteine

Wörter bestehen nicht nur aus Silben. In jedem Wort stecken auch Morpheme, also die kleinsten bedeutungstragenden Einheiten wie Vorsilben, Wortstämme und Endungen. Das bedeutet, dass sich hinter einem Wort viel mehr verbirgt als eine bloße Aneinanderreihung von Silben. Indem Kinder beim Silbenklatschen oder -hopsen zu sehr auf die Pausen und Silben fixiert sind, entgeht ihnen oft das Verständnis für die Wortbausteine und die Bedeutung der Wortstruktur. Das kann später zu Schwierigkeiten beim flüssigen Lesen und bei der Rechtschreibung führen, weil sie nicht in der Lage sind, die Bausteine eines Wortes zu erfassen und zu verbinden.


📚 Durch das Wort „durchgehen“ – die sanfte Alternative

Anstatt Silben zu klatschen oder zu hüpfen, ist es für Kinder mit Lese-Rechtschreibschwierigkeiten viel effektiver, das rhythmische Syllabieren anzuwenden. Bei dieser Methode wird das Wort als Ganzes rhythmisch durchschritten. Während das Kind die Silben spricht, macht es eine fließende Armbewegung von der linken zur rechten Schulter und schreitet gleichzeitig bei jeder Silbe einen Schritt nach rechts. Diese kombinierte Bewegung aus Armbewegung und Schritt sorgt dafür, dass das Kind das Wort „durchschreitet“, die Silben verinnerlicht und die Wortstruktur als Ganzes erfasst, ohne den Lesefluss zu unterbrechen.

Das rhythmische Syllabieren nach Reuter-Liehr hilft dabei, das Wort als Ganzes zu erfassen und gleichzeitig die Wortgliederung zu bewahren. Und wenn kein Platz ist, um durch das Wort zu gehen, ist es besser, die Silben einfach mit den Fingern zu zählen, anstatt sie zu klatschen.

 


💡 Fazit: Wenn Silben, dann richtig!

Das Klatschen oder Hüpfen der Silben führt oft zu Unterbrechungen, die den Lesefluss stören und den Blick auf die Wortstruktur behindern. Entscheidend ist, dass Kinder nicht nur die Silben erkennen, sondern auch lernen, diese fließend in die Wortstruktur einzufügen. Das rhythmische Syllabieren hilft dabei, indem es das Wort in seiner Ganzheit erlebbar macht. So wird die Wortgliederung klarer und das Lesen flüssiger.


❗Hast du Fragen?

Wenn du mehr darüber wissen möchtest, wie du dein Kind darin unterstützen kannst, die Wortstruktur und die darin befindlichen Silben mithilfe des rhythmischen Durchschreitens besser zu erkennen, melde dich gerne bei mir! 😊