Wochenrückblick in der Lerntherapie: Übungen und Spiele für mehr Lesegenauigkeit und Schreibsicherheit bei Lernstörungen

Diese Woche ging es in meiner Lerntherapie-Praxis intensiv darum, Kinder mit Lernstörungen wie Legasthenie und Dyskalkulie in den Bereichen Lesegenauigkeit und Schreibsicherheit zu unterstützen. Gerade für Kinder mit Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS) sind gezielte Lernhilfen wichtig, die den Zugang zum Lesen und Schreiben erleichtern und die Freude am Lernen zurückbringen. Dabei arbeite ich mit vielen kreativen Methoden, die das spielerische Lernen fördern und sich oft auch zu Hause leicht umsetzen lassen.



Blitzlesen: Funktionswörter für das sichere Lesen abspeichern

Ein Hauptfokus lag auf dem Blitzlesen – eine wichtige Übung in der Lerntherapie, um die Kinder sicherer beim Erkennen sogenannter Funktionswörter zu machen. Funktionswörter wie „und“, „wie“, „als“, „nun“, „du“, „ich“ und „ein“ tauchen in fast jedem Satz auf und stellen eine ständige Herausforderung dar. Kinder mit Lese-Rechtschreib-Schwäche neigen dazu, solche oft vorkommenden Wörter immer wieder neu zu erlesen, was den Lesefluss hemmt. Ziel des Blitzlesens ist es, dass die Kinder die Funktionswörter als „Wortbilder“ abspeichern, also wie ein Bild erkennen, ohne jedes Mal die einzelnen Buchstaben lesen zu müssen.

In der Übung schreibe ich die Funktionswörter auf Karteikarten und halte sie nur für eine sehr kurze Zeit in die Höhe. Durch das schnelle Wiederholen speichern sich die Funktionswörter im Gedächtnis ab. Für Kinder mit Legasthenie wird das Lesen so einfacher und flüssiger, da diese wichtigen Wörter im Kopf direkt als Ganzes erfasst werden können, ohne den Lesefluss zu unterbrechen. Auch zu Hause lässt sich Blitzlesen gut üben, indem Eltern kleine Karteikarten mit gängigen Funktionswörtern erstellen und ihren Kindern für jeweils eine Sekunde zeigen. Die Sicherheit beim Lesen und das Erkennen der Wörter wird so stetig verbessert – eine wertvolle Unterstützung für Kinder mit Lernschwäche im Bereich des Lesens.



Wörterjagd: Ähnlich aussehende Wörter aufspüren und lesen

Eine weitere Übung, die in dieser Woche besonders viel Freude gemacht hat, war die Wörterjagd – speziell für Kinder, die ähnlich aussehende Wörter wie „wen“, „wenn“, „den“ und „denn“ oft verwechseln. Diese Methode hilft den Kindern, diese Wörter schnell zu unterscheiden und feine Unterschiede zu erkennen. Ich schreibe die Wörter dafür bunt gemischt und mehrfach auf ein Blatt Papier, und die Kinder müssen diese in beliebiger Reihenfolge schnell finden, laut vorlesen und durchstreichen.

Durch das schnelle Auffinden und Durchstreichen der Wörter wird die Aufmerksamkeit der Kinder für Details geschärft. Besonders bei Lese-Rechtschreib-Schwäche ist diese Methode hilfreich, da sie die visuelle Wahrnehmung und die Lesegenauigkeit stärkt. Die Wörterjagd ist auch eine tolle Übung für zu Hause. Ein paar Zeilen ähnlicher Wörter auf ein Blatt zu schreiben, dazu vielleicht eine Stoppuhr – und schon kann das Kind spielerisch und zielgerichtet trainieren, was ihm beim genauen Lesen häufig schwerfällt. Diese Lernhilfe eignet sich besonders gut bei Legasthenie, da sie den Lesefluss verbessert und Selbstkorrektur fördert.



Faultierschrift: Entschleunigung und bewusstes Schreiben gegen Buchstabenverwechslungen

Ein weiteres wichtiges Thema war die Faultierschrift – eine Methode, die vor allem Kindern mit Legasthenie oder anderen Lernstörungen hilft, langsamer und dadurch bewusster zu schreiben. Anders als viele denken, geht es bei der Faultierschrift nicht um die saubere Form des Buchstabens. Vielmehr geht es darum, dass die Kinder durch das extrem langsame Schreiben genug Zeit haben, um über den nächsten Buchstaben nachzudenken. So vermeiden sie Fehler, die durch hastiges Schreiben entstehen. Dies ist besonders wichtig bei Buchstabenpaaren wie „b“ und „d“, die häufig verwechselt werden.

Die Faultierschrift verlangsamt das Schreibtempo und hilft den Kindern, sich voll auf den nächsten Buchstaben zu konzentrieren. Diese Methode habe ich auch mit einer Sandwanne kombiniert: Die Kinder stellen sich dabei das Wort „bald“ vor, das sie im Sand „schreiben“, und konzentrieren sich auf die genaue Form und Position des „b“. So setzen wir einen „Merkanker“ – ein Bild, das ihnen später hilft, die Buchstaben auseinanderzuhalten. Unser Merksatz lautet: „Bald kann ich b und d problemlos unterscheiden.“ Zu Hause lässt sich die Faultierschrift leicht nachmachen, indem man das Kind bittet, jedes Wort in einem sehr langsamen Rhythmus zu schreiben, fast so, als ob es mit jedem Atemzug einen Buchstaben setzt. So können Kinder mit Lernschwäche ihre Rechtschreibung verbessern und ihre Sicherheit beim Schreiben steigern.



Doppolino für die richtige Vokallänge: Vokallängen ohne Silbenklatschen verstehen

Ein weiterer Fokus lag auf den Vokallängen – einem wichtigen Thema, das oft zu Missverständnissen führt und die Grundlage für die richtige Konsonantenverdoppelung bildet. Viele Kinder lernen, die Konsonantenverdoppelung über das Silbenklatschen zu bestimmen. Aber genau hier liegt ein Problem, denn das Silbenklatschen ist keine sichere Methode zur Unterscheidung von langen und kurzen Vokalen. Im LearningLetter werde ich Mitte November genauer auf dieses Thema eingehen und Alternativen aufzeigen.

Diese Woche haben wir das Thema mit dem Spiel „Doppolino“ angegangen, das den Kindern hilft, kurze und lange Vokale zu unterscheiden, ohne dabei auf das unzuverlässige Silbenklatschen angewiesen zu sein. Stattdessen üben wir, die Vokallängen wirklich zu hören und zu fühlen, damit die Kinder eine innere Regelstruktur entwickeln können. So lernen Kinder mit Lese-Rechtschreib-Schwäche und Legasthenie, Vokale in ihrer Länge wahrzunehmen und anzuwenden. Wer Interesse an weiteren Tipps zur sicheren Unterscheidung der Vokallängen hat, kann sich gerne für meinen LearningLetter anmelden, der Mitte November erscheint.



Pausenspiele: Konzentration und Wahrnehmung stärken

Kinder mit Lernstörungen wie Legasthenie und Dyskalkulie brauchen oft kleine Pausen, um das Gelernte zu verarbeiten und wieder neue Kraft zu tanken. In meiner Lerntherapie haben sich Konzentrationsspiele wie „Dobble“ oder „Make'n'Break“ als besonders wertvoll erwiesen. Diese Spiele sind nicht nur eine schöne Abwechslung, sondern fördern auch gezielt Fähigkeiten, die für das Lernen unverzichtbar sind.

Durch das schnelle Erkennen von Mustern und das Zusammensetzen einzelner Bausteine fördern diese Pausenspiele das logische Denken und die visuelle Merkfähigkeit. Spiele wie „Make and Break“ schulen die Raum-Lage-Koordination und stärken das räumliche Vorstellungsvermögen – besonders wichtig für Kinder mit Dyskalkulie, die oft Schwierigkeiten mit der Orientierung im Raum haben. Die geistige Flexibilität wird ebenfalls trainiert, da die Kinder lernen, Aufgaben unter Zeitdruck zu meistern und auf Änderungen schnell zu reagieren.

Die kurze, spielerische Auszeit unterstützt die Konzentration und macht die Kinder wieder fit für die nächste Lerneinheit. Auch zu Hause lassen sich diese Spiele leicht integrieren, und sie machen Groß und Klein Spaß. Solche Pausenspiele eignen sich hervorragend, um Lernschwierigkeiten zu reduzieren und das Selbstvertrauen der Kinder zu stärken.


Fazit: Kreative Lernhilfen für Kinder mit Legasthenie und Dyskalkulie

Diese Woche hat mir einmal mehr gezeigt, dass Lernen mit Freude und Geduld möglich ist – auch und gerade für Kinder mit Lernstörungen wie Legasthenie und Dyskalkulie. Ob durch das Abspeichern der Funktionswörter beim Blitzlesen, die visuelle Verankerung in der Sandwanne oder das bewusste Schreiben in Faultierschrift: Jede Übung zielt darauf ab, die Kinder spielerisch in ihrer Lesegenauigkeit und Schreibsicherheit zu fördern und sie gleichzeitig zu ermutigen, ihre Stärken zu entdecken.

Besonders wertvoll ist, dass viele dieser Übungen auch zu Hause eingesetzt werden können. Eltern können ihre Kinder mit Blitzlesen, Wörterjagd und kleinen Pausenspielen unterstützen und so die Lernfreude fördern. Für mehr Tipps und spezielle Übungen zum Thema Vokallängen empfehle ich meinen kommenden LearningLetter, der Mitte November erscheint.